Episode 9: SLRG - Wenn es im Wasser brenzlig wird

Shownotes

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SRK Aktuell - Episode 9 - Marc Audeoud

00:00:00: Was wir ganz klar feststellen können, ist, mit der Zuwanderung von Personen aus dem Ausland oder speziell auch die Migrationsflüsse, wo Personen in die Schweiz kommen, welche von der Heimat her kaum einen Wasserzugang haben, in den wenigsten Fällen gelernt haben zu schwimmen, dass da die Unfallquote gestiegen ist.

00:00:00: Mein Name ist Marco Audeoud. Ich darf bei der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft arbeiten, SLRG, als Fachperson Rettung in den Bereichen Bildung, Prävention und Rettung, tatsächlich.

00:00:00: Das ist der Podcast SRK aktuell Ich bin Nicoletta Cimmino. In dieser Episode spreche ich mit Marc Audoud über die Arbeit den Sommer entlang, der gerade zu Ende geht und wie diese sonnigen Monate aus Perspektive der Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer zu bilanzieren ist. Aber auch, was die SLRG generell macht [00:01:00] für die Sicherheit auf den Schweizer Gewässern.

00:00:00: Marc Audoud, es war ein langer und ein heißer Sommer, das kann man heute sagen. Wenn Sie jetzt zurückschauen, hatte es diesen Sommer mehr Badeunfälle oder weniger als die letzten Jahre?

00:00:00: Es war tatsächlich schön warm, schön heiß. Sehr viele Personen sind schwimmen gegangen, sind baden gegangen, im See, im Fluss. Wir haben diese statistischen Daten nicht ganz so schnell bereit, wir denken aber, dass die Zahlen ungefähr im gleichen, vielleicht ein bisschen im höheren Bereich sind, leider, wie in den Vorjahren. Wir sprechen seitens SLRG von dem Zehnjahresschnitt. Weil die Zahlen, diese Betroffenen, die Todesfälle, die tödlichen Ertrinkungsunfälle, die variieren von Jahr zu Jahr, das kann durchaus mal sein, dass das plötzlich zehn weniger sind. Wir sprechen hier von einer Zahl von - im

00:00:00: Zehnjahresschnitt von ungefähr 45 Personen, die ihr Leben lassen ihm Gewässer.

00:00:00: Und wenn man so diesen Zehnjahresschnitt nimmt, geht diese Kurve hinauf oder bleibt sie gleich?

00:00:00: Wir können sagen, wir dürfen sagen, sie bleibt ungefähr ähnlich, sagen wir mal so, wie gesagt, im einen Jahr sind das 49, das war im Jahr 2019 waren es 49 Ertrinkungsopfer, tödliche und im 2021, letztes Jahr, waren das 36. Also diese Zahlen, die schwanken tatsächlich. Im Allgemeinen, ist aber nicht oder so, wie wir das gerade abschätzen können, nicht eine langfristige Anstieg oder wirklich ein Tendenz nach unten zu erblicken. Das ist schlichtweg schwierig zu sagen.

00:00:00: Jetzt hatten ja viele Flüsse, und auch viele Seen diesen Sommer nicht so viel Wasser wie sonst, weil es eben sehr trocken und lange auch sehr heiß war. [00:03:00] Welchen Einfluss hat denn zum Beispiel Wassermangel, sag ich jetzt mal, oder ein niedriger Wasserstand in einem Fluss, auf die Sicherheit des Flusses?

00:00:00: Was wir beobachten, ist natürlich schon das allfällig weniger Personen bestimmte Flussabschnitte beschwimmen, weil das natürlich auch vielleicht schlichtweg zu langsam ist, zu langweilig ist, je nachdem, weil viele Personen möchten natürlich gerne in den Fluss, dass sie ja auch von A nach B kommen, da ein bisschen was sehen können was erleben können, da gibt es durchaus Orte, wo weniger im Fluss geschwommen wird aufgrund des warmen Wetters denke ich, dass doch immer noch recht viel im Fluss geschwommen wurde, auch dieses Jahr.

00:00:00: Wie ist eigentlich das Verhältnis von Unfällen im offenen Wasser, also zum Beispiel in Seen oder in Flüssen und Unfällen in Hallenbädern?

00:00:00: Da haben wir, und das können wir statistisch tatsächlich belegen, einen großen Unterschied. Der ganz große Teil der [00:04:00] tödliche Ertrinkungsunfälle geschieht im offenen Gewässer. In einem Hallenbad ein Freibad, wir sprechen von einem Pool, da ist doch die Situation einfacher, es gibt klare Abgrenzungen, das Wasser ist klar in den meisten Fällen bei uns in der Schweiz. Und es ist natürlich auch eine Badeaufsicht vorhanden, auch wenn diese nicht zwingend jede Sekunde aufs Wasser schaut. Es ist jemand da, der aufgrund einer Alarmierung sehr schnell reagieren kann. Diese Situationen, die haben wir eher selten am offenen Gewässer, außer es ist natürlich ein Strandbad, da gibt es das wieder allfällig auch Alarmknöpfe oder solche Möglichkeiten, um die Alarmierung auszulösen.

00:00:00: Und wie sieht das aus den Zahlen, wenn man diese diese zwei Situationen quasi vergleicht?

00:00:00: Wir haben jetzt am Beispiel von 2021 haben wir konkret zwei Ertrinkungsfälle in den Pools, in Poolanlagen, wir haben 18 im Fluss und [00:05:00] 12 im See. Also mit anderen Worten, der große, große Anteil in den offenen Gewässern.

00:00:00: Generell kann die Bevölkerung in der Schweiz besser schwimmen als noch vor 20 Jahren? Hat sich da etwas verändert?

00:00:00: Es ist, denke ich mir, ziemlich unterschiedlich auch zu schauen, wo genau. Was wir ganz klar feststellen können, ist mit der Zuwanderung von Personen aus dem Ausland oder speziell auch die Migrationsflüsse, wo Personen in die Schweiz kommen oder andere Länder natürlich auch, welche von der Heimat her kaum einen Wasserzugang haben, in den wenigsten Fällen gelernt haben zu schwimmen, dass da die Unfallquote gestiegen ist. Da hatten wir, ich glaube das war 2017, einen großen Anstieg plötzlich, da hatten wir auch eine große Migrationswelle in die Schweiz, das haben wir gemerkt. Wir haben versucht, von unserer Seite im im präventiven Bereich die Informationen auch [00:06:00] speziell für diese Personengruppe abzustimmen. Wir haben Flyer kreiert und versucht, das einzubringen, vom Eintritt ins Land an bereits schon, um sie auf diese Themen bewusst zu machen, um ihnen das zu zeigen - "hört mal, das ist nicht ganz so locker zu nehmen", auch wenn sie die lokalen Personen da ganz fröhlich im Wasser schwimmen sehen.

00:00:00: Ist denn das das Problem, also das viele Leute, vielleicht auch eben mit Migrationshintergrund oder die geflüchtet sind in ihrem Land eigentlich gar nie in einem See oder in einem Fluss schwimmen gingen oder einen Pool hatten, sage ich jetzt mal, wo man schwimmen gehen kann, und dann kommen sie in die Schweiz und diese Möglichkeit gibt es dann.

00:00:00: Ich erzähle dann gerne ein kurzes Beispiel, wenn solche Personen dann zu uns in ein Hallenbad kommen, ein Pool, wir haben klares Wasser und die sehen natürlich alle Leute, wie sie da schwimmen, wie sie sich unbeschwert bewegen, dass sie auf den Grund sehen, dieses Pools, [00:07:00] aber doch vielleicht zwei Meter tief, und sie springen dann selber ins Wasser rein mit dem Gedanken "Ja, da kann ich ja stehen, ich seh bis an den Grund, ich kann da stehen". Nein, bei zwei Meter können sie nicht stehen und erschrecken dann ganz gewaltig und ertrinken auch fast. In den meisten Fällen geht das glimpflich aus dank der Aufsicht, die dann da ist und natürlich auch weiß, dass sie mit dieser Personengruppe vielleicht ein spezielles Auge darauf halten muss. Aber von zu Hause aus Ihrem Erfahrungsschatz kennen Sie das nicht, sie kennen "wenn ich auf den Grund eines trüben Tümpel sehe, dann ist es nicht tief, dann ist es vielleicht knietief" und das ist mir dann plötzlich mal so aufgefallen - ich find das wahnsinnig und das sind diese Erfahrungsschätze die man hat oder halt dann eben auch nicht.

00:00:00: Viele dieser Leute haben auch Kinder und die gehen dann in die Schule, gehen vielleicht auf Ausflüge, auf Schulreisen und so weiter. Müsste man hier vielleicht wie eine Art Grundausbildung für die gesamte [00:08:00] Bevölkerung im Wasserland Schweiz, wir haben ja so viel Wasser, ja, eine Art Grundausbildung quasi, machen für alle?

00:00:00: Ja, ich denke definitiv und wir sind aber bereits schon ein Stück da weitergekommen mit der Einführung des Lehrplan 21 gibt es diese Vorgabe, sage ich jetzt mal, ist es vorgesehen, dass Kinder in der Schule das Schwimmen lernen, nicht nur das Schwimmen überhaupt. Die ganze Wassersicherheit. Dass das Thema ihnen nähergebracht wird. Denn das Schwimmen ist ein Punkt. Der andere Punkt ist auch zu erkennen "wann begebe ich mich in ein Risiko?" Das ist nicht mal nur beim Wasser maßgebend, aber ganz generell und im Wasser speziell. Dass schon die Kinder kennenlernen, auf etwas zu zugehen und versuchen abzuschätzen "Okay, ist das gefahrenlos oder birgt das eine Gefahr?" Und das kann man sogar im trockenen Schulzimmer machen. Die [00:09:00] SLRG hat da ein ganzes Unterlagenpaket bereitgestellt im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21, dass genau diese Themen unterstützt.

00:00:00: Und da sind eigentlich schon beim Stichwort was die SLRG sonst noch macht. Die Kernaufgabe sozusagen oder vielleicht die Ur-Aufgabe ist ja die Ausbildung von Rettungsschwimmern.

00:00:00: Ich würde ein bisschen weitergehen. Unsere Mission ist das Ertrinken verhindern. Und es ist so, mit der SLRG wird sehr viel verbunden die Rettungsschwimmerkurse oder die Lebensretterkurse. Das ist so in der Bevölkerung verankert, das ist so und das ist auch ein ganz großer Pfeiler, durch welchen wir versuchen der breiten Bevölkerung dieses Schwimmen beizubringen beziehungsweise das Rettungschwimmen, da geht es ja schlussendlich irgendwo auch um eine Selbstrettung. Und gerade in diesen Kursen setzen wir auch den Präventionsteil sehr hoch. Das heißt, wir besprechen mit den Teilnehmern, wie kann [00:10:00] ich mich verhalten, was braucht es, was muss ich beachten, dass es gar nicht zu einer Situation kommen kann, in der eine Gefahr entsteht, überhaupt. Diese Ausbildung das ist ein ganz großer Teil und damit die ganze Präventionsarbeit.

00:00:00: Da ist aber jetzt im Laufe der Jahre natürlich noch einiges dazu gekommen. Ich nehme an, ihr habt noch andere Arbeiten und Aufgaben, als eben die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer auszubilden oder die Kurse anzubieten.

00:00:00: Ja, ich denke, das gibt es zwar, dass im einen oder anderen Stil schon sehr lange, was wir auch mehr und mehr machen, beziehungsweise "wir" sind die Sektionen, die SLRG-Sektionen im ganzen Land, die bieten zum Beispiel sogenannte Sicherungsdienste an. wo ein Event, ein Seeschwimmen zum Beispiel stattfindet, auf dem Wasser oder im Wasser, wo wir als Rettungsschwimmer bereitstehen, dass, wenn ein Vorfall eintritt, dass wir wirklich sehr schnell zur Verfügung stehen. Ein anderer Teil aus dem Bereich [00:11:00] Rettung ist die, wir nennen das Wasserrettung oder man kann dem auch Primärrettung sagen. Das ist ein Teil, der noch nicht ganz so verbreitet ist bei den Sektionen, wo Rettungsschwimmer bereit sind, jederzeit abrufbereit, fast wie eine Feuerwehr, die rennen dann los bei einem effektiven Ereignis, wo jemand in Not ist, um da möglichst schnell die Hilfe im Wasser anbieten zu können. Ist aktuell noch ein kleiner Bereich. Da merken wir zwar, dass das Interesse da ist, dass wir da auch Blaulicht Organisationen unterstützen können. An vielen Orten ist, dass entweder die Feuerwehr oder die Polizei, eine Seepolizei, Wasserpolizei, welche diesen Auftrag offiziell haben. Wir erkennen aber auch ein bisschen, dass viele Feuerwehren zum Beispiel überfordert sind zu dem effektiven Thema Wasserrettung, Primärrettung im Wasser und da [00:12:00] versuchen wir auch zu unterstützen, sei es mit Ausbildung , oder halt tatsächlich mit eigenen Einsatzmitteln wo wir in diesem Rahmen unterstützen können.

00:00:00: Auch mit Freiwilligen?

00:00:00: Ja auch mit Freiwilligen, tatsächlich. Unsere Sektionen bestehen aus Mitgliedern, aus freiwilligen Mitgliedern. Und das ist genau die Idee, dass wir mit diesen Personen diese Tätigkeit ausführen können. Schlussendlich ist das bei einer Milizfeuerwehr genau das Gleiche. Das sind auch Freiwillige, die arbeiten normal, haben das hoffentlich mit der Chef abgesprochen, dass wenn dann der Pager oder das Handy losgeht, "hörmal Chef, ich muss jetzt los". Und genau im gleichen, ähnlichen Stil gibt es schon an einigen Orten in der Schweiz das System, wo Rettungsschwimmer bereit sind und auf Abruf bereit sind.

00:00:00: Nun ist es ja so, dass man immer hört, das eigentlich die Freiwilligenarbeit, dass viele Leute das gar nicht mehr machen, das ich nicht mehr engagieren. Haben Sie bei der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft ein [00:13:00] Nachwuchsproblem?

00:00:00: Ich glaube allgemein nicht, aber wir merken das natürlich schon auch, dass die Vereinstätigkeit in der Schweiz ganz generell vielleicht nicht mehr ganz so einfach zu Mitglieder kommt. Die Gesellschaft wird vielleicht individueller, zum Teil auch kurzfristiger. Man will sich weniger auf etwas festlegen oder einlassen, sind so meine persönlichen Eindrücke, die ich habe. Und da ist es schon ab und zu so, dass da die eine oder andere Sektion um Zuwachs kämpfen muss. Allfällig auch mit Nachwuchs in dem Sinne von, die Jugendlichen gerade mitnehmen, das ist unterschiedlich. Also ich kenne diverse Sektionen, die haben keine Probleme, da funktioniert das wirklich sehr, sehr gut, aber ich habe auch schon von anderen Sektionen gehört, dass das heikel ist oder schwierig ist und halt einfach viel Aufwand braucht.

00:00:00: Merci, Marc Audeoud.

00:00:00: Danke, auch mich [00:14:00] gefreut, dass ich diese Gelegenheit kriege.

00:00:00: Wer sich für die Arbeit der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft interessiert, findet auf der Website www.SLRG.ch viele Informationen. Das war der Podcast SRK aktuell, eine Produktion der Audiobande, der für das Schweizerische Rote Kreuz.

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